Glasperlen in der Archälogie

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Der folgende Text stammt von einem unbekannten Verfasser, der diesen Text auch wenige Minuten nach dem Schreiben wieder gelöscht hat. Dies geschah am 8.10.06 u zwischen 00:18 Uhr und 00:27 Uhr, die IP des Verfassers war 172.177.67.69

SCHADE !! Ich fand den Text so interessant, das ich mich ausnamsweise entschlossen habe, den Text wieder einzusetzen. Wer immer diesen Text geschrieben hat, möge sich bitte bei mir (Lodin Erikson) melden. Wir werden dann diskutieren, was wir denn nun mit dem Text wirklich machen sollen.




Dann wollen wir diese leere Seite einmal anfangen zu füttern. Vielleicht schreibt dann auch noch jemand anderer den einen oder anderen Satz ...


Glasperlen wurden in frühester Zeit schon als Schmuck benutzt. Ihr tatsächlicher sozialer Stellenwert (etwa als Indikator für den Stand) läßt sich heute jedoch nur noch bedingt rekonstruieren. Noch heute werden die Glasperlen in einigen Regionen (etwa Anatolien, Indien, etc.) in einer Tradition hergestellt, die uns Rückschlüsse auf Produktionstechniken vergangener Epochen, besonders der Antike, Spätantike, des Früh- und Hochmittelalters, erlauben (Jan Kock, Torben Sode, Glass, Glassbeads and Glasmakers in Northern India. THOT print Dänemark o.J.). Aufgrund historischer Quellen (z.B. Theophilus, Diversaruum artium Schedula; Agricola, De res Metallica) wissen wir, daß altes Bruchglas "recycled" wurde, um den Schmelzpunkt zu senken. Im 12. Jahrhundert wurde dann Kochsalz zugegeben. Diese historischen Quellen sind mit archäologischen Hilfswissenschaften nachgewiesen (vgl. etwa für die frühmittelalterliche Merowingerzeit statt aller Matthes/Theune/Callmer/Heck/Hoffmann, Produktionsmechanismen frühmittelalterlicher Glasperlen. Germania 82, 2004, 109-155 mwN.). Neben der Interpretation als Zahlungsmittel werden Perlen jedoch in der Hauptsache als Schmuck angesehen. Archäologisch gelten sie als Indikator für ein Frauengrab, so wie Bewaffnung auf ein Männergrab deutet.

Aufgrund stark variierender Oberflächenzustände, unterschiedlicher Verarbeitungsqualitäten und differierender Leitformen gehen wir heute davon aus, daß im Frühmittelalter ein nicht unerheblicher Teil der getragenen Perlen lokal produziert wurde. Lokal bedeutet, daß auch der Schmied einer höfischen Gemeinschaft als Produzent einer Perle in Frage kommt. Er hatte das Feuer, die Kenntnis und Werkzeuge für die Bearbeitung (Glas galt lange Zeit als Metall, da es erschmolzen wurde) und die Oxide, um die Glasmasse in eine gewünschte Farbe zu bringen. Neben aufwendigen, komplexen Perlen, wie etwa den Millefiori- oder Reticellaperlen, die wahrscheinlich in größeren Manufakturen hergestellt wurden, finden sich in Gräbern eine Vielzahl einfarbiger (monochromer) Perlen, deren Verarbeitung oft den Verdacht aufkommen läßt, hier einem Erstlingswerk gegenüber zu sitzen. Hinzu kommen die mitunter gravierenden Unterschiede in der Erhaltung der Perle. Eine einfache, runde, gelbe, lichtundurchlässige (opake) Glasperle kann in einem Grab auf einer Kette, direkt nebeneinander, eine völlig intakte Oberfläche haben, oder aussehen wie ein kleiner Mond. Die Krater dieser Perle sind die Stellen, an denen das Oxid ausgefallen ist. Diese Perlen hatten einen ungleich höheren Anteil an frabgebenden Pigmenten. Sie müssen sich im Frühmittelalter nicht auffällig von den anderen Perlen unterschieden haben. Eher im Gegenteil. Doch der Anteil an Glasmatrix ist in den noch heute intakten Perlen ungleich höher, was ihre gute Erhaltung bedingt.

Die durch die Literatur geisternde Vorstellung, Glasperlen seien in der Regel Importe, muß aufgrund der jüngsten Untersuchungen zurückgewiesen werden. Die merowingerzitlichen Franken waren durchaus in der Lage, Glas zu verarbeiten, wenngleich nicht mehr auf dem spätantiken Niveau. Ein Teil des Wissens verschwand mit den Römern. Die gleiche Problematik tritt uns aber bei Perlen in wikingischem Kontext entgegen. Noch bis vor sehr kurzer Zeit ging man davon aus, daß alles Glas in den Norden "importiert" worden sein. Import ist deshalb in Anführungszeichen gesetzt, weil diese Formulierung zwar in der Literatur auftaucht, jedoch simpel falsch ist, da das Wort Import nur eine Möglichkeit impliziert, wie ein Gegenstand in den fremden Machtbereich gelangt sein kann. T. Capelle hat daher vorgeschlagen, Gegenstände anderer Provenienz, also anderer Herkunft, als Fremdgut zu bezeichnen. Doch auch das sind die wikingerzeitlichen Perlen Skandinaviens nicht. Vielmehr muß davon ausgegangen werden, daß die Perlen vor Ort produziert wurden.


LITERATUR

Kock/Sode 1994:

Jan Kock, Torben Sode, Glass, Glassbeads and Glasmakers in Northern India. THOT print Dänemark o.J.

Matthes/Theune/Callmer/Heck/Hoffmann 2004:

C. Matthes, C. Theune, J. Callmer, M. Heck, Hoffmann, Produktionsmechanismen frühmittelalterlicher Glasperlen. Germania 82, 2004, 109-155.

Bezborodov 1975:

M. A. Bezborodov, Chemie und Technologie der antiken und mittelalterlichen Gläser (Mainz 1975).

Callmer/Henderson 1991:

J. Callmer/J. Henderson, Glasworking at ?hus. S. Sweden (Eighth Century AD). Laborativ Arkeologi 5, 1991, 143-154.

Dekówna 1990:

M. Dekówna, Untersuchungen an Glasfunden aus Haithabu. Ber. Grabungen Haithabu 27, 1990, 9-63.

Theobald 1933:

W. Theobald, Technik des Kunsthandwerks im zehnten Jahrhundert. Des Theophilus Presbyter Diversarum Artium Schedula (Berlin 1933).